Mittwoch, 13. Februar 2013

6 Tage bis zum Einzug

Man kann es kaum glauben, aber das Drama neigt sich dem Ende entgegen.
Nachdem uns so ziemlich alles um die Ohren geflogen ist und wir wirklich mitgenommen haben was geht...soll am 19.2. tatsächlich der Einzug erfolgen.

Das Drama in Kurzfassung:
- eigentlicher Hausverkäufer (der mir besser nicht mehr begegnen sollte) ein Totalausfall
- Bodenverhältnisse ein Desaster, das Grundwasser steht bis zur Kellerdecke (!) permanent an
- Bauunternehmer insolvent gegangen
- neben den dann zwangsweise anfallenden Mehrkosten erwies sich seine "Kalkulation" (so schlecht kann man nicht mal WÜRFELN) als völlig daneben....plötzlich fehlten schlanke 50tsd Euro um das Haus fertig zu bekommen
- Architekt verplant sich bei der Dachgaube...es muss im wahrsten Sinne des Wortes gefrickelt werden, weil die Fenster in der Gaube nicht so passen konnten, wie angedacht
- Architekt verplant sich ebenso (!) beim Bodenaufbau, die Türstürze sind zu niedrig, der Estrich passt in der vorgesehenen Höhe nicht mehr
- bezugnehmend zum vorherigen Punkt: natürlich war demzufolge auch der Meterriss falsch und die Treppe ergab eine nette Stolperfalle in Form einer halbhohen Stufe oben im OG und unten im Keller

Den ganzen Kleinkram erwähne ich gar nicht mehr, falsche Fensteröffnungen im Rohbau, vergessene Wechsel im Dachstuhl (waren ja nur DREI, zweimal Dachflächenfenster und, nichts was man merken würde, die Öffnung für die Treppe zum Spitzboden), alle Fensteröffnungen waren falsch, es wurde mit Gurtkästen "geplant" die mangels Gurten (elektrische Rollos!) logischerweise nicht benötigt wurden....usw. Kann man ein Buch drüber schreiben. (ich überlege ernsthaft dies zu tun)

Vorsichtig ausgedrückt wäre wohl die Masse der Bauherren daran verzweifelt, hätten sich getrennt und wären in die Privatinsolvenz geraten.

Die Belastung, fern jeder berechtigten Geldsorgen, ist kaum vorstellbar, nochmal mache ich das SICHER nicht. Im Jahr 2012 hatte ich genau 6 Urlaubstage, da beruflich einiges schief gelaufen ist. Seit der Insolvenz (6 Monate) hatte ich 18-20Stunden Tage und KEIN einziges Wochenende.
Welche Belastung dies für einen selber und vor allem für eine Beziehung mit sich bringt brauche ich glaube ich nicht weiter erklären... (ich habe ja nur 10kg abgenommen :-))

Letztlich ist das Leben aber ein stetiger Kampf und man muss sich allen Herausforderungen stellen. Haben wir...und GEWONNEN.

Was ist dabei rausgekommen? Unser Traumhaus?

Schwer zu sagen, es fehlt momentan ehrlich gesagt an Energie um sich zu freuen oder irgendwas zu genießen. Aus dem Traumhaus wurde ein zu lösendes Problem. Das gönne ich keinem....

In nüchternen Fakten:
- wir stemmen es finanziell, wenn auch unter Schmerzen
- das Haus hat viele Dinge erhalten, dazu später mehr, die eigentlich als zu teuer erschienen und mehr Wunsch, als Realität waren
- Außenanlagen oder eine Garage sind leider der Insolvenz zum Opfer gefallen, hier müssen wir halt nach und nach fertig werden, ist momentan finanziell nicht drin
- unter dem Strich ist unser Haus nicht zu teuer geworden, wir haben einen mehr als guten Gegenwert und faktisch nicht zuviel bezahlt
- wenn irgendwer was zum Thema "bauen" wissen will, ich weiß es. Notgedrungen wird man da zum halben Fachmann

In emotionalen Fakten:
- der Hausbau hat (und macht) keinen Spass, viel schlimmer kann es einen nicht treffen. Andere waren am Richtfest stolz wie Olle, ich hatte da schon den Kanal gestrichen voll. Das ist schade, da man ein Haus im Leben nicht sonderlich oft baut :-(
- meine Regierung daheim kriegt Lob & Tadel:
Lob: sie hat mich, übermüdet, völlig angenervt und SEHR reizbar, irgendwie ausgehalten. macht auch nicht jede :-)
Tadel: Jeder Richter der Welt hätte mich bei einem Mord sofort freigesprochen, die Herzdame war nicht immer einfach zu handhaben.....(ich nominiere mich selber für den Friedensnobelpreis!)
- wie auch immer: unsere Beziehung hat es überlebt. Nur das zählt und unter dem Strich können wir sagen: "Härteprüfung, Schweregrad PROFESSIONAL" bestanden!

Was soll man sagen: Man ist Stolz, dies aber kurioserweise weniger auf das Haus, weil einen diese Baustelle nur noch nervt, und ein wenig ernüchtert zugleich.
Stolz: umso kritischer es wurde, umso intelligenter waren die getroffenen Entscheidungen. "Mal eben Werkzeug kaufen und selber machen" hat sich, dank gutem Werkzeug, bereits mehrfach rentiert.
(Details gehen zu weit, aber mal als Randnotiz: Die Korrektur der Fensteröffnungen wäre nicht gegangen, die Gurtkästen hätten die Fassade entscheidend gestört, der Treppenbauer hätte sich die Karten gelegt usw.)
Auch haben wir die Nerven nicht verloren (Schatz, erschlag mich ruhig: ICH habe die Nerven nicht verloren) und konsequent und intelligent Probleme gemeistert.

Ich hoffe in der nächsten Woche wird sich endlich mal ein positives Gefühl aufbauen, denke aber dies wird in jedem Fall passieren, wenn man erstmal drin ist. Letztlich wechseln wir ja von einem Vermieter der für jeden Mist zum Anwalt rennt, in ein Umfeld von echt tollen Nachbarn. Da freuen wir uns massiv drauf, letztlich ist das Umfeld ein Hauptbestandteil der Lebensqualität.
Wir denken von schwachsinnigen Gerichtsverhandlungen wechseln wir einfach zu nachbarschaftlichen Grillabenden. Das ist doch mal eine positive Aussicht!

Zugegeben: Die meisten (eigentlich ALLE) erklären uns für verrückt, weil wir in 6 Tagen dort einziehen werden. Am Montag war der Stand wie folgt:
- kein Strom auf den Steckdosen
- kein Wasser
- keine Toilette
- keine Innentüren
- Fliesenleger nicht fertig

Aber das war MONTAG ...zwei Tage her :-)
Die Jungs machen einen unfassbaren Job!
- Strom ist fast fertig, es fehlt nur Feinschliff in Form einzelner Aufputzdosen im Spitzboden und ein paar Abdeckkappen
- Innentüren sind ALLE eingebaut
- die erste Toilette hängt
- Fliesenleger ist fast fertig
- im Gäste WC ist schon fließend Wasser verfügbar.

DAS alles in 48 Stunden!!!!!!!!!

Hier mal ein großes Lob für den Fliseur (Fliesenleger).
Der hat sich mittlerweile als verlässlicher Kumpel bewiesen und mit seinen Kontakten und seinen Jungs unglaubliches geleistet. Ohne ihn wäre das wohl voll vor die Wand gefahren.
Der ist zum Bauleiter mutiert und hat uns, teils Sonntags, teils spät am Abend, jederzeit mit Rat und Tat unterstützt. Ein echter Handwerker mit Kenne und dem Herzen am rechten Fleck!
Innenputz, Trockenbau, Heizung, Sanitär, Fliesen (logisch)...das alles ist nur durch seine Kontakte finanzierbar und zeitlich möglich gewesen.

DANKE

Wie wir das zurück zahlen, wissen wir noch nicht. Geld wird das kaum sein und aufwiegen können.
Aber wir werden es zurück zahlen, das steht mal fest!

Was ist nun mit den "vielen Dingen"?

Ganz einfach:
Die Bodenbeläge und Badezimmer sind von einer Güte die nur schwer zu toppen ist. Das Ganze wird optisch ein Knaller und vom Material her absolute Oberklasse. Die Fenster sind nicht nur besser im Bereich der Energieeffizienz, sie haben auch ALU-Rollladen (schreibt man wirklich so!) die nicht nur edel, sondern auch ausgeschäumt sind, zudem alles, selbst im Spitzboden oder Badezimmer, 100% elektrisch.

Warum ist das für uns soviel besser? Ganz einfach: Wir haben das OHNE Mehrkosten gekriegt, alle Preise in diesem bereich bewegen sich unter dem Marktpreis und passten selbst in die, völlig verkorkste, Kalkulation des ehemaligen Bauunternehmers. Das Haus wurde also unterm Strich nicht einfach nur teurer, es wurde auch hochwertiger. Und dies dort, wo man es jeden Tag sieht.
Um es verständlicher zu machen:
Ja, unsere Kalkulation ist, dank des Bauunternehmers, völlig vor die Wand gefahren.
Aber das Haus in dieser Ausstattung liegt, verglichen zu marktüblichen Preisen, rund 40tsd Euro niedriger. Wir haben also 40tsd Euro weniger gezahlt als man dafür zahlen würde, jedoch trotzdem die ursprüngliche Kalkulation völlig gesprengt. Das liegt aber nicht an abgehobenen Vorstellungen, es lag schlicht und ergreifend am Unvermögen der Planer und des Bauunternehmers. Uns fällt die Finanzierung nun deutlich schwerer von der Hand, Nachfinanzierungen sind nie sonderlich glücklich, aber wir haben trotzdem nicht zuviel bezahlt.

Was passiert in den nächsten Tagen?

Uihhh....eine Menge.
Wir werden am 19.2. den Möbelwagen vor der Tür haben und ZEITGLEICH den Maler in der alten Wohnung. (ich gehe hier, dank völlig unberechenbarem und beratungsresistentem Vermieter kein Risiko ein)
Verfüllt ist das Haus noch nicht, dem Umzugsunternehmer muss ich noch beichten, dass er über Holzblanken laufen muss, unter denen in 2 Meter Tiefe "Schlamm" ist. Wände und Decken sind noch in Eigenleistung zu finalisieren....aber das wird schon.

1. die Makita-Front ist bereit zum nächsten Einsatz
2. ich lasse aus Schweden meinen völlig verrückten Freund einfliegen, der sich mit sowas auskennt und auf den man sich verlassen kann.Zeitgleich ist dies jemand, mit dem ich Unmögliches seit Jahren möglich mache. Wenn nicht mit dem, dann mit keinem. Was wir nicht schaffen, geht nicht.
(Sabrina sagte schon: der Typ ist teurer als jeder Handwerker, bei dem Bier was der Wikinger da verdrückt...und sie hat wahrscheinlich, gebe ich aber nicht zu, RECHT)

Das war ein langer, zu langer, Post, ich berichte über das was in den nächsten Tagen passiert im Folgepost.

Wenn ich es noch schaffe, stelle ich später ein paar Bilder ein.












1 Kommentar:

  1. Trotz des langen Posts, ließ es sich "wunderbar" lesen. Und Alu-Rollladen (mit so vielen l`s) schreibt man(n) so ;)

    Thumbs up für euer Lebenswerk...im Bereich Hausbau. Und das Leben ist ein Kampf...der sich aber lohnt

    Gruß von den hessischen Hausbauern

    AntwortenLöschen